Yachthafen gucken!


Zwischen Werkzeug und Kaffee: Auf zum Hafen!

Zwischen Werkzeug und Kaffee: Auf zum Hafen!

Heute hat mich Henrik mit ins Ausland genommen: Holland! – Dachte ich. Aber das wäre so, als würde man Deutschland auf Bayern reduzieren, denn eigentlich ist Holland ja nur ein Teil der Niederlande. Und in Holland waren wir gar nicht, sondern in der Provinz Limburg, an der Maas. Ihr wisst nicht, wo das ist?  Wenn ich euch den Ortsnamen verrate, schreien alle Damen sofort auf: Roermond! Na? Klingelt’s?

Ich bin im Ausland!

Ich bin im Ausland!

Scheinbar ist es im Wasser so eng, dass nicht alle Boote gleichzeitig darin schwimmen können.

Scheinbar ist es im Wasser so eng, dass nicht alle Boote gleichzeitig darin schwimmen können.

Darf man heute überhaupt noch „Ausland“ sagen? Die Leute, die von dort hierher kommen, heißen ja politisch korrekt „Nichtdeutsche“. Demnach wäre ich also in „Nichtdeutschland“ gewesen. Auch nicht besser als „Ausland“.

Aber wir waren nicht zum Einkaufen da. Handtaschen brauche ich nicht, eine Hose in meiner Größe haben die nicht. Wir waren stattdessen nämlich in einem Yachthafen! Der Kollege von Henrik hat da ein kleines Boot liegen. Aber mehr so eines zum Dahindümpeln, mit viel Platz und wenig PS, mit Küche, Koje und Sitzecke, aber ohne Tempo. Als ich das gesehen habe, kam mir sofort der Gedanke: „D-Day, Landungsboot!“: Vorne stumpf, komplett in Grau, Stahlrumpf. Fehlte nur noch die Marine- Nummer und ein Deckgeschütz. Ist aber vielleicht gar nicht so schlecht: Im Nachbarhafen hat es schon mal gebrannt, die ollen Plastikboote sind hübsch dahingeschmolzen. Passiert dir mit dem Kriegsschiff natürlich nicht so schnell!

Ein Piratenboot! Sogar mit Augenklappe!

Ein Piratenboot! Sogar mit Augenklappe!

Henrik war dort, um seinem Kollegen Jens dabei zu helfen, die Elektrik an die heutigen Ansprüche anzupassen: Um den Landstrom im Boot zu nutzen, sollten ein paar Steckdosen taktisch sinnvoll verteilt werden. Man will ja auch schon mal am Tablet fummeln oder sich ein Teechen kochen. Unterdessen konnte ich ein wenig „Kapitän auf hoher See“ spielen, zumal das Boot lustig schaukelte, weil Jens kreuz und quer über das Deck turnte, um es zu putzen. Die anderen Yachten und Boote waren viel größer als dieses, aber Henriks Freund erzählte uns,

"Hey, Piraten, yohoo!" ;)

„Trinkt aus, Piraten, yohoo!“ 😉

dass die die ganze Zeit bloß im Hafen liegen und nur ab und zu von den Besitzern für ein Wochenende besucht werden. Dann übernachten die auch da. Im Hafen. Quasi wie Dauercamper im schaukelnden Wohnwagen. Watt bekloppt! Und dafür die horrenden Liege- und Unterhaltskosten … Jens fährt einige Male in der Saison raus auf die Maas. Allerdings nicht weit: Das Boot macht nur etwa 9 km/h. Wenn man dann noch gegen die Strömung tuckert, hört sich das dann auf dem Boot etwa so an: „Guck mal, ein Kirchturm!“ – „Ja, voll schön, nicht?“ – Und etwa 15 Minuten später: „Äh… sehen die Türme hier alle gleich aus?“ – „Nö. Das ist der von eben, nur weiter rechts …“ Darum fährt Jens auch nur in einen der nächsten Seen, die es dort aber so zahlreich gibt, dass man immer wieder mal einen anderen ansteuern kann. Dort wird dann geankert, gebadet, gegrillt und Spazieren gegangen – bis man abends wieder zurück tuckert.

Boote, so weit das Auge reicht. Campingplatz für Reiche.

Boote, so weit das Auge reicht. Campingplatz für Reiche.

Henrik war auch schon mal mit, da hatte Jens gleich sechs Freunde zum Ausflug eingeladen! Henrik hatte dann bei der Hafenausfahrt Dudelsack gespielt. Die Opas von den großen Yachten haben ziemlich blöd geguckt. Aber das war Jens und den anderen auf dem Boot egal: Dudelsack am Bug hat nicht jeder!

Jetzt sollten jedenfalls die Steckdosen gelegt werden. Eine Zange war schon hinter der Verkleidung bis in die Bilge gerutscht, Henriks Arm an einem Nagel blutig gerissen und in seinem Finger lustige Schlitze vom Kabel abisolieren, und Jens hatte immer neue Ideen, wo in der Nussschale noch Stromhydranten verteilt werden könnten. Irgendwann hatte Henrik aber keine Lust mehr, und so wurde der Rest der Arbeit vertagt.

Ich hatte auch mittlerweile alles gesehen und war etwas müde von der „guten Seeluft“. Aber das nächste mal, wenn wir zum Boot fahren, schaukeln wir zum nächsten See! Hat Jens versprochen. Ob ich dann auch eine Schwimmweste bekomme?

Über firefox05c

Firefighter, Kittyowner, Bagpipeplayer. Querulant. Manchmal bissig, aber im Großen und Ganzen handzahm. Die Themen hier: Feuerwehr - Rettungsdienst - Alltag .
Dieser Beitrag wurde unter Alltagsgeschichten abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..